Mein Herz

Das Lied

Bei dem Münsteraner Starkregen hat es Wolfgangs Keller komplett geflutet. Dort befanden sich nach dem Umzug (vgl. „Manni, Manni, Manni“) noch hunderte von Büchern, die sämtlich durchnässt wurden. (Im Video ist ein Schwenk durch seinen Keller zu sehen.) Das Lied ist der Versuch, diese frustrierende Erfahrung in etwas Positives zu wenden und sich dabei generell mit dem Thema »Verlust« auseinanderzusetzen.

Der Dreh

Das Lied hat durch die erste Strophe einen starken Bezug zu Münster, den wir im Video aufgreifen. Die Idee zum Dreh vor dem Schloss entstand spontan während einer Probe. Erst danach lernten wir, dass man nicht nur eine Drehgenehmigung braucht, sondern den Platz regelrecht mieten muss – und sich das Wetter beim Dreh damit nicht aussuchen kann. Am fraglichen Tag setzte dann pünktlich vor dem Dreh der gefürchtete Münsteraner Landregen ein. Deshalb wurden die Instrumente in Frischhaltefolie eingewickelt.

Bei Drehbeginn war uns nicht klar, dass der knallrote Münsterbus nahezu stündlich über den Schlossplatz kurvt – glücklicherweise hatten wir uns so aufgestellt, dass wir ihn nicht allzu sehr behinderten. Er wurde dann bei seiner zweiten Runde spontan mitgefilmt. (Siehe auch die Berichte  in den Lokalzeitungen http://www.wn.de/Muensterland/1838770-Blendwerk-drehte-Video-auf-dem-Schlossplatz-Katastrophensong-im-Dauerregen.)

Das Video

In den Strophen und während des Gitarrenriffs setzen wir Archivmaterial ein, das aus unterschiedlichen Quellen stammt:

  • digitalisierte Super-8-Filme von Wolfgangs Mutter
  • YouTube-Videos von der Münsteraner Flut
  • gemeinfreie Videos und Bilder (Creative Commons)

Die Morphing-Sequenz, in der sich Wolfgang in Karl Marx verwandelt, wurde mit der Freeware Winmorph erstellt. Der Matrix-Effekt mit dem Buchstabenregen wurde mit der Freeware Camstudio vom Bildschirm abgefilmt. Der JavaScript-Code wurde dem Wettbewerb http://codegolf.stackexchange.com/questions/17285/make-the-matrix-digital-rain-using-the-shortest-amount-of-code entnommen und entsprechend angepasst.

Die Aufnahme

Das Lied wurde mit Cubase und Samplitude aufgenommen, wobei ein jeder seine Spur(en) allein zu Hause aufgenommen hat. Es besteht aus etwa 15 Einzelspuren, die dann von Sebastian Martin (www.total-tonal.de) professionell abgemischt und gemastert wurden.

Das Presseecho

Die Westfälischen Nachrichten und die Münstersche Zeitung haben über die Dreharbeiten und die Online-Veröffentlichung des Videos berichtet

Der Text

Wie bei fast allen unseren Liedern ist der Text ein wesentlicher Bestandteil. Er ist wohl nicht in allen Passagen akustisch leicht zu verstehen, weshalb wir ihn hier wiedergeben. Das Lied ist in G-Dur, die Schlaggitarre spielt jedoch in D-Dur auf dem 5. Bund:

G           C
Ein Sammler schon in Kindertagen,
em         C         D
trug ich zusammen, was ich fand,
G           C
Federn, Muscheln, Seifenwagen,
em         D         G
später Bücher, alten Tand.

D
Letztens hat’s mein Haus geflutet,
C           G
auf einen Schlag war alles hin,
D
Erst fühlt‘ ich mich ausgeblutet,
C           e         a             G
dann erkannte ich den Sinn:

G              C          G          D
Ich hängʼ mein Herz nicht mehr an Dinge,
em        C         em          D
denn die reißt es blitzschnell fort.
G         C       G            D
Was ich heute noch umschlinge,
em        C         em          D
liegt morgen nass beim Abtransport.

Als Kind war selten ich alleine,
Bruder, Schwester, Kinderspiel,
Freunde war’n wie Luft und Steine,
stets präsent, unendlich viel.

Die Freunde hat es fortgetragen,
in fremde Städte, groß und fern,
man sieht sich nur an Jahrestagen,
heut nur noch der harte Kern.

Ich hängʼ mein Herz nicht mehr an Menschen,
denn die trägt es ständig fort.
»Keep in contact! Pay attention!«
und weg sind sie – Abschiedswort.

Als Student war ich befallen
von Doktrin linker Couleur,
machte mich zum Kronvasallen
von Karl Marx, le Grand Souffleur.

Heute hör‘ ich Sonntagsreden
und ich denke mir mein Teil,
Glück auf Erden, Garten Eden,
jeder sucht sein eig’nes Heil.

Ich hängʼ mein Herz nicht mehr an Worte,
hohle Phrasen, längst verdorrt,
Höllentor und Himmelspforte –
nein, da bin ich nicht an Bord.

Bücher, Menschen und Gedanken,
woran auch mein Herz ich hing,
kam stets mit der Zeit ins Wanken,
davon jetzt ein Lied ich singʼ.

Ein Gedanke zu „Mein Herz

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